Kardiologie up2date 2017; 13(01): 23-44
DOI: 10.1055/s-0042-122794
Herzrhythmusstörungen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Genetische Arrhythmiesyndrome – Teil 2

Britt-Maria Beckmann
,
Adrian Curta
,
Stefan Kääb
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Publication Date:
07 April 2017 (online)

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Hereditäre Arrhythmiesyndrome mit struktureller Herzerkrankung sind selten. Oft sind relativ junge, ansonsten gesunde Patienten ohne kardiovaskuläre Risikofaktoren betroffen. Deshalb können die Erkrankungen im Anfangsstadium übersehen werden. Im Folgenden werden die Diagnostik, die genetische Untersuchung und die Therapie bei den häufigsten hereditären Arrhythmiesyndromen mit struktureller Herzerkrankung dargestellt.

Kernaussagen
  • Genetische Arrhythmiesyndromen sind selten. Die Diagnose sollte anhand der (Familien-)Anamnese und der Symptomatik gestellt werden. Ein „negativer“ Gentest schließt die Erkrankung niemals aus.

  • Die DCM (familiäre Form in mindestens 25 % der Fälle) ist definiert als linksventrikuläre Dilatation und systolische Dysfunktion ohne eine anderweitige Ursache. Von über 50 bekannten Genen sind am häufigsten das LMNA-Gen, für das Sarkomer codierende Gene und das Titin-Gen betroffen.

  • Die HCM (familiäre Form in bis zu 90 % der Fälle) ist gekennzeichnet durch eine erhöhte linksventrikuläre Wanddicke, die nicht allein durch pathologische Füllungsdrücke des linken Ventrikels erklärt ist. Oft sind Gene betroffen, die für das Sarkomer codieren. Andere Erkrankungen, die mit einer Myokardhypertrophie einhergehen können, sind auszuschließen. Das Risiko eines plötzlichen Herztods kann mithilfe des HCM-Risk-SCD-Rechners bestimmt werden.

  • Die ARVC (meist familiär bedingt) ist eine fortschreitende Herzmuskelerkrankung mit erhöhtem Risiko für ventrikuläre Arrhythmien, Herzinsuffizienz und plötzlichen Herztod. Häufig sind Mutationen in desmosomalen Genen die Ursache. Stärkste Risikofaktoren – und Indikation für eine ICD-Implantation – sind überlebter plötzlicher Herztod, schlecht tolerierte anhaltende VT und ungeklärte Synkopen.

  • Für die noch wenig erforschte NCCM (ca. 50 % familiär bedingt) sind prominente Trabekel, tiefe intertrabekuläre Rezessus, eine typische zweilagige Struktur der Wand des LV mit einer nicht kompakten endokardialen und einer kompakten subepikardialen Schicht typisch. Es gibt erhebliche Überlappungen zwischen NCCM, HCM und DCM.

  • Die genetisch äußerst heterogene RCM (meist familiäre Erkrankung) ist durch eine verminderte Füllung und ein vermindertes diastolisches Volumen mit normaler oder nahezu normaler LV-Wanddicke und Pumpfunktion gekennzeichnet. Eine syndromale Form ist auszuschließen.